Gute Aktien finden

Wie kann ich gute Aktien finden? Diese Frage beschäftigt schon Generationen von Börsenhändlern, Aktienprofis – eine ganze Analystenbranche lebt von dieser Fragestellung. Es ist also utopisch diese Frage auf einer kleinen Internetseite, geschweige denn in einem einzelnen Blogbeitrag zu beantworten.

Gute Aktien finden

Soll man das Thema deshalb gleich verwerfen? Wir meinen: „Nein!“. Wir wollen euch mit diesem Artikel einen groben Überblick über verschiedene Strategien und auch Denkweisen geben, die man beim Aktienhandel anwenden kann.

Gleich vorweg: Dieser Artikel richtet sich an Einsteiger. Wer auf der Suche nach fortgeschrittenen Trading-Strategien oder Anlage-Tipps für den Intra-Day-Handel sucht, ist hier falsch.

Und so kommen wir auch schon zum ersten Punkt:

Genieße Versprechungen mit Vorsicht!

Besonders in Social-Media-Kanälen kursieren unzählige Stories, in denen schillernde Gestalten darüber berichten, wie sie mit Aktienhandel quasi über Nacht zum Millionär geworden sind.

Sicherlich hast du in deinen Social Media Kanälen auch schon einmal von Werbeslogans wie „Drei Aktien, mit denen Sie reich werden!“ gelesen, oder: „Diese Aktie kaufen, ist wie Amazon vor 10 Jahren!“?

Genieße solche Versprechungen mit Vorsicht! Wie bei jedem anderen Investment besteht immer ein Risiko.

Und viele sogenannte Marktschreier wollen dich auf ein bestimmtes Investment lenken, weil sie selbst ein Interesse an diesem haben, beispielsweise weil sie den empfohlenen Titel selbst besitzen und an einer Wertsteigerung (die in dem Moment auftritt, wo viele Menschen die Aktie kaufen) partizipieren. Deswegen beachte zwei Dinge:

  1. Immer wenn dir eine aussichtsreiche Aktie empfohlen wird, checke mögliche Interessenskonflikte. Legt derjenige, der dir die Aktie empfiehlt offen, ob er selbst Inhaber dieser Aktie ist?
  2. Investments in Aktien, insbesondere Einzeltitel, sind chancenreiche, aber auch riskante Anlagen. Denn Aktien – auch von großen Konzernen – können zwischenzeitlich fallen.

Die Kunst besteht darin, sein Geld mit Bedacht und mit einer guten Aktien-Strategie einzusetzen.

Eine Aktienprognose ist immer ein Stück weit ein Blick in die sprichwörtliche Glaskugel.

Dafür ist nicht nur ein Basiswissen über die Mechanismen des Aktienhandels unerlässlich. Mehr dazu findest du auch im Blogbeitrag „Aktien und die Börse“.

Definiere eigene Ziele und deine finanziellen Möglichkeiten!

Investiert man in Aktien sollte man nicht nur das notwendige Wissen über die Aktienwerte haben, in die man investieren will, sondern auch die eigenen Ziele und finanziellen Möglichkeiten möglichst konkret definieren.

Grundsätzlich sollte man sich vor der Geldanlage immer ein Mindestmaß an relevanten Fragen stellen:

  • Wie viel Vermögen habe ich zur freien Verfügung, welches ich einsetzen kann?
  • Habe ich ausreichend Erspartes für den Fall, dass unerwartete Entwicklungen auftreten?
  • Will ich das frei verfügbare Geld kurzfristig und chancenorientiert einsetzen (tendentiell risikoreicher) oder verfolge ich eine langfristige Strategie?
  • Investiere ich in eine einzelne Aktie oder verteile ich den Betrag auf mehrere Aktien (Risikodiversifizierung)?

Wichtig: Wesentlich bei diesen Überlegungen ist es einen passenden Anlagemix zu bestimmen, der sich an deinen persönlichen Zielen und finanziellen Möglichkeiten orientiert.

Recherchiere: Fundamentalanalyse vs. Chart-Analyse!

Gerne möchten wir dir an dieser Stelle zwei wesentliche Möglichkeiten vorstellen, um eine Aktie zu bewerten.

Die Fundamentalanalyse

Bei der Fundamentalanalyse versuchen Anleger anhand von fundamentalen Unternehmensdaten den fairen Wert eines Unternehmens zu bestimmen und dann auf dieser Grundlage eine Investitionsentscheidung zu treffen.

Unternehmensdaten bilden die Grundlage der Fundamentalanalyse.

Die Fundamentalanalyse basiert auf der These, dass ein Unternehmen einen fairen Wert besitzt, dem sich langfristig auch der Börsenwert des Unternehmens anpasst.

Die Fundamentalanalyse findet oft Anwendung, wenn man verschiedene Anlageziele miteinander vergleichen will. Im Wesentlichen setzt sich die Fundamentalanalyse aus drei verschiedenen Parametern zusammen: der Globalanalyse, der Branchenanalyse und der Unternehmensanalyse.

Wichtig: Alle Informationen wirst du als Einsteiger, aber auch als Fortgeschrittener, in der Regel nicht verstehen.

Lass dich dadurch aber nicht entmutigen und vertraue darauf, dass Du dir mit den wesentlichen Recherchen in der Fundamentalanalyse schon einen sehr guten Überblick für deine eigene Einschätzung verschaffen kannst.

1. Globalanalyse

Bei der Globalanalyse betrachtet man die nationalen und internationalen Faktoren, die einen Einfluss auf die Wirtschaftstätigkeit des Unternehmens haben können. Dazu zählen beispielsweise die aktuelle Zinspolitik, Wechselkursentwicklungen (vor allem bei exportorientierten Unternehmen), aber auch Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten, vor allem bei Industrieunternehmen mit einem hohen Einsatz an Rohstoffen.

Wichtig: Die Zusammenhänge in der Globalanalyse sind sehr komplex. Wichtig ist es im ersten Schritt zu verstehen, von welchen wesentlichen Faktoren die Geschäftstätigkeit des Unternehmens, in das du investieren willst, abhängig ist.

Beispiel: Seitens der Notenbank gibt es Überlegungen den Leitzins anzuheben. Dies könnte Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit von Unternehmen haben. Mit steigenden Zinsen fällt oft die Investitionstätigkeit von Unternehmen und somit auch die Nachfrage nach bestimmten Produkten (z.B. im Anlagebau)

2. Branchenanalyse

Bei der Branchenanalyse untersucht man schwerpunktmäßig das direkte Branchenumfeld in dem das Unternehmen agiert. Ein Schwerpunkt deiner Analyse sollte in jedem Fall darauf liegen die Struktur und Dynamik der Branche zu verstehen:

  • Wie sieht der Wettbewerb aus?
  • Wie sind die Marktanteile verteilt?
  • Sind die Wettbewerber auf Nischenprodukte fokussiert oder sehr breit aufgestellt?
  • Welche Innovationen werden in der Branche vorangetrieben?

Wichtig: Es gilt auch zu verstehen, ob die Branche eher zyklisch oder antizyklisch agiert. Wenn es sich eher um eine zyklische Branche handelt, dann erwirtschaften die Unternehmen dann am meisten, wenn die allgemeine konjunkturelle Situation günstig ist.

Zusätzlich solltest du verstehen, welchen Einfluss politische Entscheidungen auf die Branche haben.

Beispiel: Ein deutscher Automobilhersteller exportiert viele PKW in die USA. Die Presse berichtet darüber, dass die amerikanische Regierung die Zölle für importierte PKWs aus dem Ausland erhöhen will. Es ist nun davon auszugehen, dass der Absatz ausländischer Autos in den USA zurückgehen wird, da diese für die amerikanische Bevölkerung teurer werden.

3. Unternehmensanalyse

Die Unternehmensanalyse soll ein umfassendes Bild von einem speziellen Unternehmen liefern. Bei dieser Form der Analyse unterscheidet man zwischen qualitativ und quantitativ.

Während die qualitative Analyse weiche Faktoren hinterfrägt (beispielsweise wie gut das Managementteam im Unternehmen aufgestellt ist), orientiert sich die quantitative Analyse an harten Kennzahlen und schafft somit eine gute Vergleichsbasis, um verschiedene Unternehmen gegenüber zu stellen und zu bewerten.

Wichtig: Umso mehr Kennzahlen man in der quantitativen Analyse verwendet, umso klarer kann die Einschätzung über eine mögliche Entwicklung der Aktienkurse werden.

Tipp:  Auf www.comdirect.de kannst du im oberen Suchfeld unter „Kurssuche“ den Namen eines Unternehmens eingeben und du findest viele relevanten Daten wie Kennzahlen, ein Firmenportrait, Charts, aktuelle News oder auch die Geschäftszahlen der letzten Jahre.

Beispiel: Automobilhersteller A hat bei einem Umsatz von 100 Euro einen Gewinn von 10 EUR. Dies ergibt eine Umsatzrendite von 10% (10/100). Automobilhersteller B hat im gleichen Marktumfeld mit den ähnlichen Produkten ebenfalls einen Umsatz von 100 Euro, aber einen Gewinn von 40 Euro. Dies ergibt eine Umsatzrendite von 40%.

Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass Automobilhersteller B bei gleichem Umsatz deutlich profitabler wirtschaftet. Es geht darum zu verstehen, warum dies so ist und relevante Rückschlüsse für deine Investitionsentscheidung zu gewinnen.

Chartanalyse

Einfach ausgedrückt besteht das Ziel der Chart-Analyse darin, aus den Kursverläufen der Vergangenheit Kursprognosen für die Zukunft herzuleiten.

Magie oder Pseudomethode? Die Chartanalyse spaltet die Geister.

Für viele Anleger ist die Chartanalyse neben der Fundamentalanalyse eine unverzichtbare Methode, um wichtige Kauf- oder Verkaufssignale für eine Aktie zu erhalten. Allerdings ist es nicht bewiesen, dass man auf Basis vergangener ‚visueller‘ Zeitreihen zukünftige Kursverläufe von Wertpapieren zuverlässig vorhersagen kann.

Börsenphasen bewegen sich immer in Trends. Mit der Chart-Analyse will man erkennen, ob ein Trend sich weiter fortsetzt, es sich also lohnt, noch einzusteigen, oder ob ein Trend bereits am Kippen ist und man den Verkaufsknopf drücken sollte.

Für diese Trendbestimmung, also dem Ablesen zukünftiger Kursentwicklungen aus dem aktuellen Chart, gibt es zahlreiche verschiedene Hilfsmittel.

Anhand von Trendlinien versuchen erfahrene Investoren Kursverläufe zu deuten und Vorhersagen für die weitere Entwicklung zu treffen. Aktienstart.com sieht diese Hilfmittel als eine wertvolle Ergänzung zu den Erkenntnissen der Fundamentalanalyse.

Bekannte Trendlinien der Charttechnik sind die sogenannten Widerstands- und Unterstützungslinien, sowie die 200-Tage Glättung, die wir am Beispiel eines Videos gerne aufzeigen wollen:

Die Untersützunglinie

Die Unterstützungslinie (grün) ist eine horizontale Linie, die mehrere auf ähnlichen Tiefständen liegende Kurswerte miteinander verbindet. Je mehr Punkte diese Linie bilden, desto mehr Aussagekraft kann erwartet werden.

  • Nähert sich der Kurs des Unternehmens der Linie, könnte dies als Signal gedeutet werden, Anteile zu kaufen, weil der Kurs gerade niedrig ist.
  • Gleichzeitig behalten wahrscheinlich viele Anleger ihre Anteile, weil sie ansonsten sehr wenig dafür bekommen würden. In diesem Fall kann vermutet werden, dass der Kurs wieder steigt.

Die Widerstandslinie

Die Widerstandslinie (orange) wird ebenfalls durch mehrere ähnliche Kurswerte horizontal gezogen – jedoch an der Obergrenze, so wie in unserem Beispiel im März/April und November.

  • Nähert sich der Börsenwert der Widerstandslinie, könnte das für viele Anleger ein Signal sein, ihre Anteile zu verkaufen, weil sie gerade viel Wert sind.
  • Gleichzeitig kann ein solches Kurshoch potenzielle Anleger hemmen, Anteile zu kaufen, weil sie eher mit einem Kursabfall rechnen. In diesem Fall kann vermutet werden, dass der Kurs wieder fällt.

Die 200-Tage-Glättung

Ein drittes Hilfsmittel der Chartanalyse ist die sogenannte 200-Tage-Glättung: Diese ist in unserer Grafik exemplarisch für Januar bis Juli in gelb angedeutet. Dabei wird der durchschnittliche Wert der Aktie in einem bestimmten Zeitraum ermittelt. Damit der Durchschnittswert aussagekräftig ist, hat sich dabei ein relativ langer Zeitraum von 200 Tagen etabliert.

  • Man erkennt also auf einen Blick, ob der derzeitige Kurswert über oder unter dem Durchschnitt liegt. Und auch das kann helfen, eine Entscheidung über Kauf oder Verkauf von Anteilen eines Unternehmens zu treffen.

Wichtig: Die Charttechnik fragt nicht nach dem „Warum“ und lässt keine Rückschlüsse auf den Einfluss politischer Rahmenbedingungen oder beispielsweise wirtschaftlicher Ereignisse auf den Kursverlauf ziehen.

Tipp: Die Charttechnik kann ein wichtiger Faktor sein, um künftige Kursentwicklungen besser einschätzen zu können. Allerdings sollte man sich bei der Investitionsentscheidung unbedingt auch an den fundamentalen Daten orientieren und möglichst umfassende Faktoren in seine Vorhersage einbeziehen.

Leitfragen zur weiteren Beurteilung

Relevante Fragen, die Dir zusätzlich helfen können, um die richtigen Aktien rauszufiltern sind beispielsweise:

  • Wie zukunftsfähig ist die Branche in dem das Unternehmen agiert? Glaubst du selbst an die Produkte, Technologien oder Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet? Welchen Ruf hat das Unternehmen?
  • Wie haben sich die Gewinne und Umsätze des Unternehmens in der Vergangenheit entwickelt? Wie stabil oder dynamisch ist das Marktumfeld oder die Branche, in dem das Unternehmen agiert?
  • Was sagen Experten und Branchenportale zu der Aktie?

Marktkapitalisierung vs. adressierbarer Markt

Ein weiterer interessanter Parameter für Investitionsentscheidungen kann auch das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung eines Unternehmens und dem potentiell adressierbaren Markt sein. D.h. also wieviel das Unternehmen bereits vom gesamten Marktpotential abschöpft.

Denn, die aussichtsreichen Aktien sind oft diejenigen, hinter denen Unternehmen stehen, deren heutige Marktkapitalisierung im Vergleich zum künftig adressierbaren Markt deutlich kleiner ist. Diese Unternehmen versprechen im Falle des Erfolges die höchsten Renditen für Investoren.

Die Marktkapitalisierung ist eine gängige Kennzahl die du zu jeder Aktie mit der WKN oder ISIN frei zugänglich und einfach finden kannst. Um den adressierbaren Markt zu beziffern, muss man tatsächlich etwas Internetrecherche betreiben. Hier bieten sich z.B. Branchenreports oder Statistiken über das Potential der jeweiligen Branche an.

Tipp 1: Schaue dir unter Buchtipps und Ressourcen mal die Möglichkeiten für ein Börsenzeitschrift-Abonnement an. Dadurch bleibst du Up-to-Date und kannst viel über interessante Branchen und Unternehmen lernen.

Tipp 2: Um für den Ersteinstieg ein besseres Gefühl zu bekommen und Sicherheit zu gewinnen, kannst du Dir im ersten Schritt auch ein Musterdepot anlegen oder eine geringe Summe zum „Ausprobieren“ mit geringerem Risiko einsetzen.    

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